Mit den Nachhaltigkeitsversprechen von Modemarken steigt auch die Nachfrage nach recycelten Garnen kontinuierlich an. Spinnereien nutzen die Recyclingtechnologie und die Expertise von Rieter, um den wachsenden Bedarf zu decken. Damit halten Grundsätze der Kreislaufwirtschaft in der Textilbranche Einzug.
Die Wahrnehmung von Garnen als reiner Ware, die überall beliebig und kostengünstig hergestellt werden kann, wandelt sich. Globale Marken fokussieren sich verstärkt auf den Prozess der Garnherstellung für die Umsetzung ihrer eigenen Nachhaltigkeitsziele. Spinnereien und deren vorgelagerte Prozesse rücken in den Mittelpunkt der Bestrebungen, in der Textilbranche eine Kreislaufwirtschaft zu etablieren. Intensive Forschung trägt bei zur steigenden Qualität von Garnen aus recycelten Fasern und der damit hergestellten Produkte.
Technische Innovation für mechanisches Faserrecycling
Im Fasermix der Zukunft werden Recyclingfasern eine wichtige Rolle spielen. Anders als Fasern aus chemischem Recycling sind solche aus mechanischem Recycling schon heute für Spinnereien verfügbar. Die Forschung von Rieter hat in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, die Qualität der aus recycelten Fasern hergestellten Garne zu verbessern. Die Verarbeitung bleibt dennoch anspruchsvoll. Verbleibende, ungeöffnete Garn- und Stoffreste, der hohe Kurzfaseranteil und die hohe Zahl an «Nissen» (Faserverknotungen) vermindern die Qualität der Endprodukte.
Neue Wege für hochwertiges Recycling-Ringgarn
Die aktuelle Entwicklung konzentriert sich auf Möglichkeiten zur Steigerung der Qualität von feinen Ring- und Kompaktgarnen aus Recyclingfasermischungen. Der gekämmte Spinnprozess für Mischungen aus Rohbaumwolle und recycelter Baumwolle ermöglicht einen hohen Anteil an recycelten Fasern bei gleichzeitig deutlicher Verbesserung der Garnqualität. Versuche im Rieter-Spinnereizentrum und bei Rieter-Kunden zeigen die Möglichkeit zur Verdoppelung des Recyclinganteils im Garn von 20 Prozent auf 40 Prozent bei gleichzeitiger Halbierung der Garnimperfektionen. Die entstehenden Kämmlinge können anschliessend zu recycelten Rotorgarnen versponnen werden. Das Anwenden der beiden Spinnverfahren ermöglicht es, die Recyclingfasern optimal entsprechend ihrer Faserlänge zu nutzen, was auch in wirtschaftlicher Hinsicht sehr interessant ist.
Starke Partnerschaften für erfolgreiche Forschung
Rieter arbeitet mit Faserherstellern zusammen, um die Verspinnbarkeit von Recyclingfasern besser zu verstehen und zu optimieren. Für chemisch recycelte Fasern kooperiert das Unternehmen mit dem etablierten Viskoseproduzenten Birla in Indien, für mechanisch recycelte Fasern mit Recover, einem Hersteller recycelter Baumwollfasern mit Sitz in Spanien. Für die Erforschung von Recyclingtechnologien arbeitet Rieter mit der ETH Zürich zusammen. Das Thema ökologischer Fussabdruck erforscht das Unternehmen mit dem Deutschen Institut für Faserforschung in Denkendorf.