Textilmarkt und Spinnprozess

Weltweit wurden im Jahr 2024 etwa 110 Mio. Tonnen Fasern verarbeitet, im Wesentlichen zu Bekleidung, technischen Textilien oder Heimtextilien. Der Faserverbrauch wächst mit der Weltbevölkerung und dem verfügbaren Einkommen im Durchschnitt zwischen zwei und drei Prozent pro Jahr. Es wird geschätzt, dass dieser bis im Jahr 2030 rund 140 Millionen Tonnen erreichen wird.

Garnerzeugung

Rieter ist der einzige Systemanbieter, der den gesamten Herstellungsprozess für Spinnereien abdeckt: von der Faseraufbereitung bis hin zu den vier Endspinntechnologien. 

Der Prozess von der Faser zur Textilie beginnt mit der Faserproduktion. Aus den Fasern, beispielsweise aus Baumwolle, Leinen, Polyester oder Viskose, wird ein Garn erzeugt. Aus dem Garn wird dann über verschiedene Verarbeitungsschritte wie Weben, Stricken, Färben oder Ausrüsten eine Textilie produziert. 

Die Garnherstellung ist ein hochtechnologischer Schritt in der textilen Wertschöpfungskette, der die Leistung der nachgelagerten Prozessschritte stark beeinflussen kann. 

Garn wird auf zwei unterschiedliche Arten hergestellt. Eine Methode ist das Verspinnen von Stapelfasern. Dies sind Fasern mit einer Länge von 23 bis 60 mm (Kurzstapelfasern) bzw. über 60 mm (Langstapelfasern). 

Die Garnherstellung ist ein hochtechnologischer Schritt in der textilen Wertschöpfungskette, der die Leistung der nachgelagerten Prozessschritte stark beeinflussen kann.

Die zweite Methode ist die Verarbeitung von Filamenten zu Endlosgarn. Die aus Filamenten entstehenden Garne haben andere Eigenschaften als diejenigen aus Stapelfasern. In der Bekleidungsindustrie überwiegt das aus Stapelfasern erzeugte Garn, denn es bietet einen angenehmen Tragekomfort. 

Auf jede dieser Arten der Garnerzeugung entfallen etwa 50 Prozent des weltweiten Faserverbrauchs.

Rieter beschäftigt sich hauptsächlich mit der Garnerzeugung aus Stapelfasern. Die wichtigsten waren im Jahr 2024 Baumwolle (etwa 25 Mio. Tonnen), Polyester (etwa 19 Mio. Tonnen) und Viskose (etwa sieben Mio. Tonnen). Baumwolle ist aufgrund natürlicher Beschränkungen ein langsam wachsendes Produkt, die Produktion von Viskose und Polyester soll jedoch in den kommenden Jahren zunehmen.

Der Prozess zur Erzeugung eines Garns aus Stapelfasern besteht aus drei Abschnitten: Faservorbereitung, Spinnereivorbereitung und Endspinnen.

 

Faser- und Spinnereivorbereitung

Kämmmaschine im Rieter Innovationszentrum in Winterthur.

Im Rahmen der Faservorbereitung werden die in Ballen angelieferten Fasern vereinzelt, soweit erforderlich gereinigt und ausgerichtet. Dies erfolgt beim Öffnen und Kardieren. Die Spinnereivorbereitung beinhaltet das Homogenisieren und Verstrecken des Faserbands. Die dazu notwendige Maschine ist die sogenannte Strecke. Bei der Verarbeitung von Baumwolle spielt zudem die Kämmmaschine eine Rolle: Hier werden Kurzfasern ausgekämmt, um ein höherwertiges Garn zu erzeugen. Am Ende der Spinnereivorbereitung ist ein gleichmässiges Band bzw. Vorgarn entstanden.

 

Spinnprozess

Im Rahmen des Endspinnens wird der Faserverband weiter verstreckt (bis auf rund 40 Fasern im Querschnitt bei sehr feinen Garnen) und durch Drehung zu einem Garn versponnen. Die Drehung erfolgt entweder durch eine rotierende Spindel (Ringspinnen, Kompaktspinnen), durch Rotation eines Rotors (Rotorspinnen) oder durch einen Luftstrom (Luftspinnen). Das Kompaktspinnen ist eine Variante des Ringspinnens, bei dem mittels einer Zusatzeinrichtung eine bessere Fasereinbindung und damit ein Garn mit einer höheren Dichte erreicht wird.

Spulen

Nach dem Spinnen werden die Fehlerstellen aus dem Garn entfernt. Anschliessend wird das Garn aufgespult, um es für die nachfolgenden Prozessschritte in der textilen Produktionskette zweckmässig vorzubereiten. Die Spulmaschine dient als letzte Qualitätssicherung im Ring- und Kompaktspinnprozess und ist entscheidend für die weiteren Schritte. 

Nicht erkannte Garnfehler können zu Maschinenstillständen in der Weiterverarbeitung, zu Problemen beim Färbeprozess oder zu Fehlern im Gewebe oder Gestrick führen.

Messgrössen für die Kapazität

Die Produktionskapazität für die Erzeugung von Garn aus Stapelfasern wird in Spindeläquivalenten gemessen. Als Basis dient die Produktionskapazität einer Ringspindel. Die Spinnposition einer Rotorspinnmaschine entspricht der Produktivität von fünf bis sechs Ringspindeln, die Spinnposition einer Luftspinnmaschine derjenigen von 20 Ringspindeln. 

Insgesamt waren 2024 weltweit mehr als 250 Mio. Spindeläquivalente zur Garnproduktion aus den rund 60 Mio. Tonnen Stapelfasern im Einsatz, davon rund 94 Mio. in China, 63 Mio. in Indien, 72 Mio. in den asiatischen Ländern (ohne China, Indien und Türkei) und 14 Mio. in der Türkei. 

Pro Jahr werden im Durchschnitt weltweit zwischen 9 und 16 Mio. Spindeläquivalente neu installiert. Im Jahr 2024 hat Rieter 0.83 Mio. Spindeläquivalente ausgeliefert (2023: 2.31 Mio.). Darüber hinaus benötigen Spinnereien Verbrauchs-, Verschleiss- und Ersatzteile für den laufenden Betrieb.

Zahlen zur Garnproduktion 2024

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    Mio. Tonnen Stapelfasern verarbeitet

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    Millionen Spindeläquivalente zur Garnproduktion im Einsatz

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    Millionen Spindeläquivalente von Rieter ausgeliefert

Textilmarkt

Der für Rieter relevante Weltmarkt für Stapelfasermaschinen hat ein jährliches Volumen von 2 200 bis 4 000 Mio. CHF. Rieter ist mit einem Marktanteil von rund 30 Prozent Marktführer.

Grafik: Der für Rieter relevante Weltmarkt für Stapelfasermaschinen hat ein jährliches Volumen von 2 200 bis 4 000 Mio. CHF. Rieter ist mit einem Marktanteil von rund 30 Prozent Marktführer.

Geschäft mit Neumaschinen, Verbrauchs-, Verschleiss- und Ersatzteilen

Das Geschäft mit Neumaschinen ist zyklisch. Die Bereitschaft für Investitionen in der Spinnereiindustrie wird im Wesentlichen beeinflusst durch Erwartungen bezüglich des Faserverbrauchs und der Margen, die sich mit dem Verkauf von Garnen erzielen lassen. Der Faserverbrauch ist konjunkturabhängig, die Garnmargen hängen zusammen mit der Entwicklung der Rohstoffpreise, der Kapazitätsauslastung und den Produktionskosten der Spinnereien sowie mit den Währungskursen. Auch Regierungsprogramme haben einen Einfluss. 

Rieter ist bestrebt, die Zyklizität des Maschinengeschäfts mit Verbrauchsmaterialien, Verschleiss- und Ersatzteilen sowie After-Sales-Services auszugleichen. Dieses weniger zyklische Geschäft wird durch die Auslastung der laufenden Spinnereien bestimmt, die Verbrauchsmaterialien, Verschleiss- und Ersatzteile benötigen.

Produkt- und Serviceangebot

Angestellte im Rieter Servicecenter in Istanbul, Türkei.

Rieter plant Spinnereien, entwickelt, produziert und liefert die Maschinen für Faservorbereitung, Spinnereivorbereitung und Endspinnen und betreut die installierten Maschinen über ihren ganzen Lebenszyklus. Die Vision des Unternehmens ist es, die gesamte Wertschöpfungskette des Spinnprozesses zu automatisieren und zu digitalisieren, um den Prozess ressourceneffizienter zu gestalten und die Leistung zu verbessern. 

Rieter ist weltweit mit all seinen Marken als Premiumanbieter etabliert. Die innovativen Produkte und Dienstleistungen von Rieter verschaffen dem Spinnereiunternehmer eine höhere Wettbewerbsfähigkeit. Erfolgsfaktoren sind entweder niedrige Garnherstellkosten, die über Einsparungen bei Rohmaterial, Energie, Arbeitsstunden und über Produktivitätsvorteile erreicht werden und damit eine nachhaltige Garnproduktion ermöglichen, oder aber spezielle Garne, mit denen sich höhere Preise erzielen lassen. 

Professionalität und die Verfügbarkeit des Services sind weitere wichtige Aspekte, weshalb sich Kunden für Lösungen von Rieter entscheiden.

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